Frühjahrsputz 2019

Diesen Mai hat die Initiative Ghostbikes in Dresden einige Räder wieder auf Vordermann gebracht. Die Geisterfahrräder #1 (Bautzner Straße), #2 (Bodenbacher Straße), #3 (Reicker Straße), #5 (Stephensonstraße) und #6 (St. Petersburger Straße) haben unter anderem eine Reinigung erfahren sowie einen frischen Anstrich und neue Schilder bekommen.

Rostiger Gepäckträger eines Ghostbikes

Ein Ghostbike wird weiß lackiert.

Neben allen helfenden Händen bei dieser Aktion möchten wir uns insbesondere bei den aufmerksamen Menschen bedanken, die sich regelmäßig vor Ort um die Räder kümmern!

Ghostbikes vor und nach der Erneuerung

Wie immer gilt: Sollte das Rad im Weg stehen oder sollten euch Beschädigungen oder Verschmutzungen auffallen, meldet dies bitte unter ghostbikesdd@riseup.net oder über das Kontaktformular. Wir kümmern uns dann schnellstmöglich um das Geisterrad.

Spenden

Uns wird immer wieder die Frage gestellt, ob und wie man uns unterstützen kann. Euer regelmäßig zum Ausdruck gebrachter Zuspruch und eure Anteilnahme bestärken uns sehr in unserer Arbeit. Vielen, vielen Dank hierfür!

Darüber hinaus wird an uns immer wieder der Wunsch nach einer finanziellen Spende herangetragen. Auch die diesjährige Reinigungsaktion hat einen kleineren dreistelligen Betrag gekostet. Wir suchen zur Zeit noch nach einer Möglichkeit, SEPA-Überweisungen entgegen zu nehmen, worüber wir euch in diesem Blog hoffentlich bald informieren können. Die nächste Möglichkeit, der Initiative etwas zukommen zu lassen, wird es beim Ride of Silence am 15.05.2019 geben, bei dem auch eine Spendendose herumgehen wird.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch für die finanzielle Unterstützung danken, die uns von den Teilnehmer*innen der Critical Mass Dresden erreicht hat.

Habt ihr ein ausgemustertes Fahrrad, das ihr der Ghostbikes-Initiative spenden wollt, hinterlasst eine kurze Nachricht unter ghostbikesdd@riseup.net oder übers Kontaktformular.

Vier wieder aufgefrischte Ghostbikes

Ghostbike #7 bei Moritzburg aufgestellt

Ghostbike #7 mit Straße im Hintergrund

An der S 81 zwischen Friedewald und Auer wurde vor zwei Wochen Ghostbike #7 aufgestellt. Am 27.11.2018 rammte ein betrunkener Pkw-Fahrer einen Radfahrer kurz nach dem Abzweig Friedewald auf dem Weg in Richtung Auer von hinten mit einem Transporter und schleuderte den Radfahrer 70 Meter weit über die Staatsstraße. Der 54-Jährige verstarb noch am Unfallort. Später wurde bekannt, dass es sich bei dem getöteten Radfahrer um den Leiter des Dresdener Schulverwaltungsamtes Falk Schmidtgen handelt.

Auch wir möchten hiermit unsere Anteilnahme an diesem tragischen Tod ausdrücken.

Laut einem Bericht der Polizei stand der Fahrer des Transporters unter Alkoholeinfluss mit einem Wert von 1,7 Promille.

Sachsen ist nicht gerade bekannt für sein gutes Radwegenetz an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Ganz im Gegenteil: Gerade einmal 1500 km straßenbegleitende Radwege gibt es im Freistaat. Dem gegenüber steht ein Straßennetz für den überörtlichen Verkehr von insgesamt 13500 km (Stand 2017). Somit gibt es lediglich an 11 % aller Bundes-, Staats- und Kreisstraßen entsprechende Radverkehrsanlagen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 25 %.

Länge der Radwege an Bundes-, Staats- und Kreisstra�en 2005-2017Quelle: SMWA

Wie an der S 81 zwischen Friedewald und Auer gehört Fahrradinfrastruktur an sächsischen Staatsstraßen also eher zur Ausnahme als zur Regel. Greift man nur die Staatsstraßen heraus, können sich ebenfalls nur auf 11 % der Wege, das sind 519 km des 4750 km umfassenden Staatsstraßennetzes, Radfahrer sicher getrennt vom Autoverkehr fortbewegen.

Häufig bleibt einem auf dem Fahrrad aber nichts anderes übrig, als sich in den Autoverkehr zu begeben. Zu der ohnehin schon großen Relativgeschwindigkeit von Autofahrern verglichen mit Radfahrern, kommt bei der gerade verlaufenden S 81 hinzu, dass sich Autofahrer oft nicht an die Tempolimits halten.

Erst vor sieben Jahren wurde die fatale sächsische Verkehrspolitik mit dem Neubau der S 81 erneut für etliche weitere Jahre in Asphalt gegossen. Im Falle des Unfallabschnitts hätte sogar die alte Trasse für einen Radweg genutzt werden können, stattdessen wurde sie weitestgehend zurückgebaut.

Autos fahren auf dieser \"Rennstrecke\" in beträchtlicher Geschwindigkeit

Die Staatsstraße wird an der Stelle nur von einem unebenen Schotterweg gesäumt, der für den alltäglichen Fahrradverkehr absolut unzumutbar ist.

Nur ein unebener Schotterweg säumt die S81

Auch in Zukunft ist in Sachsen keine signifikante Besserung in Sicht. Nicht nur wird nicht ausreichend Geld im Landeshaushalt für den Radverkehr eingestellt, den überwiegenden Teil der geplanten Mittel ließ die sächsische Staatsregierung in der Vergangenheit sogar verfallen. Und um Radverkehrsplaner beim sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr zu finden, muss man schon genau hinsehen, denn ihr Anteil liegt mit 6,3 Vollzeitstellen auf ca. 1000 Mitarbeiter im Promillebereich.

Alles nichts Neues. Und so ist es ein besonders bitteres Detail, dass ausgerechnet an jenem Unfallabend des 27. November 2018 bei einer Podiumsdiskussion im Dresdener Norden zum Thema Radverkehr ausgerechnet über die S 81 diskutiert wurde.

Trauer um getötete Radfahrerin auf der St. Petersburger Straße

Ein erneuter tödlicher Unfall auf Dresdens Straßen lässt uns sprachlos und wütend zurück: Am vergangenen Montag wurde eine Radfahrerin auf der St. Petersburger Straße von einem Autofahrer getötet, der auf dem dortigen Parksteifen stand und beim plötzlichen Öffnen seiner Autotür die 45-Jährige auf den rechten Fahrstreifen schleuderte, wo sie von einem weiteren Auto überrollt wurde. Mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, verstarb sie wenige Tage später.

Nach Bekanntwerden des Todes der Radfahrerin hatten bereits Menschen in Trauer um die getötete Radfahrerin Blumen abgelegt und Kerzen aufgestellt. Nun haben wir an der Unfallstelle Dresdens Ghostbike #6 aufgestellt, um an die erste Fahrradtote in Dresden im Jahr 2018 zu erinnern.

Ghostbike #6 an der St. Petersburger Straße

Neben Trauer löst dieser Unfall aber auch Ärger in uns aus: Der Unfallort ist eine langjährig bekannte Gefahrenstelle für Radfahrende. Erst einen Monat zuvor wurde die riskante Verkehrsführung auf einem ungeschützten Radstreifen, eingezwängt zwischen parkenden Autos in der sogenannten „Dooring-Zone“ und dem fließenden Verkehr in der Presse u. a. vom ADFC scharf kritisiert. Das Stadtplanungsamt sieht hingegen keinen Handlungsbedarf und lehnte sicherere Radverkehrsanlagen mit Hinweis auf ein- und ausparkende Kfz und der hohen Belastung durch motorisierten Verkehr ab.

Mittlerweile lautet die Frage nicht mehr, ob erst noch ein Unfall passieren muss, sondern wie viele Radfahrende noch verletzt werden müssen, bis diese Gefahrenstelle beseitigt wird. Als Reaktion auf den Unfall forderte etwa der ADFC Dresden, auf der St. Petersburger Straße durch Grünstreifen geschützte Radstreifen einzurichten. Dieser Forderung schließen wir uns uneingeschränkt an.

Wir fordern das Stadtplanungsamt und Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain auf, Radfahrer*innen aus der Umklammerung zwischen fließendem Verkehr auf der einen und gefährlichen Autotüren auf der anderen Seite zu befreien. Das Wegfallen von Parkplätzen darf nie Grund für das Beibehalten hochgefährlicher Verkehrsführungen sein – insbesondere, wenn in direkter Nähe Parkhäuser und Tiefgaragen ausreichend ungenutzte Kapazitäten bieten. Es ist tragisch, wenn Gefahrenstellen erst dann beseitigt werden, wenn bereits ein Mensch mit ihrem Leben bezahlen musste. Jedoch haben wir zumindest an der Bautzner-/Rothenburger Straße gesehen, dass die Stadt Unfallstellen im Nachinein durchaus etwas entschärfen kann. Dieses Mal kann es aber nicht nur bei kleinen Veränderungen bleiben. Wir hoffen, dass schnell und umfassend seitens der Stadt gehandelt wird.

„Neues“ Ghostbike in Leuben

Etwa ein Jahr, nach dem in Leuben in Gedenken an die am am 20. April 2017 getötete Radfahrerin das Ghostbike #5 aufgestellt wurde, war es plötzlich verschwunden. Deshalb steht seit Mitte Juli ein „neues“ Ghostbike an gleicher Stelle!

Danke an alle Hinweisgeber*innen, die uns darüber informiert haben. Bitte lasst uns wissen, wenn ein Ghostbike verschwindet, das Schild fehlt oder es anderweitig in schlechtem Zustand ist – entweder per E-Mail an ghostbikesdd@riseup.net oder über das Kontaktformular.

Ghostbike #5 im Juli 2018

Pressespiegel zum „Ride of Silence”

Über 100 Menschen haben sich am 17. Mai 2017 am ersten „Ride of Silence” in Dresden beteiligt.

Pressespiegel:
Sachsen Fernsehen
Dresdner Neueste Nachrichten
Alternative Dresden News
MeiDresden
Wochenkurier
Radio Dresden

Außerdem wurden uns die Redebeiträge zugesendet, die wir gerne veröffentlichen.

Veranstaltungshinweis: Erster „Ride of Silence” in Dresden

In diesem Jahr wird es in Dresden erstmals einen „Ride of Silence” geben. Wir freuen uns, durch das Aufstellen der Ghostbikes etwas zum öffentlichen Erinnern beigetragen zu haben. Die Pressemitteilung der Organisator*innen lautet:

GEDENKFAHRT FÜR VERUNFALLTE RADFAHRER*INNEN: Erster „Ride of Silence” in Dresden

Am 17. Mai wird in Dresden erstmals eine Fahrrad-Gedenkfahrt für die im Verkehr verletzten und getöteten Radfahrer*innen stattfinden. Die Tour startet um 18:30 Uhr am Hauptbahnhof auf dem Wiener Platz und führt von dort aus etwa 20 Kilometer durch Dresden. Die Organisator*innen rufen mit dem „Ride of Silence” zum öffentlichen Gedenken an all jene Radfahrer*innen auf, deren Leben durch einen Verkehrsunfall verändert oder gar beendet wurde.

Auch in Dresden kamen in den letzten Jahren Radfahrer*innen zu Tode: Letztes Jahr drei, dieses Jahr bereits eine. Etliche weitere wurden schwer oder gar lebensbedrohlich verletzt. In Erinnerung an einige der tödlich verunfallten Radfahrer*innen wurden weiß angesprühte Fahrräder an den Unfallorten aufgestellt. An diesen sogenannten „Ghostbikes” wird während der Gedenkfahrt kurz innegehalten. Richard Bügel aus dem Organisationsteam findet es wichtig, Anteilnahme zu zeigen: „Jeder im Straßenverkehr tödlich verunfallte Mensch ist einer zu viel – wir machen deutlich, dass diese Menschen nicht nur eine Zahl in der Unfallstatistik sind. Besonders Verkehrsteilnehmer*innen ohne schützende Karosserie sind gefährdet. Trotzdem muss es für jeden möglich sein, angst- und stressfrei Fahrrad zu fahren. Wir wollen auch ein Signal an die Politik senden, die Bedingungen für einen sicheren Radverkehr in Dresden zu verbessern. Nur so kann die Vision einer Stadt ohne Verkehrstote erreicht werden.”

Diese stillen Gedenkfahrten haben ihren Ursprung in den USA und finden dort bereits seit mehr als zehn Jahren statt. In Deutschland wurde der erste „Ride of Silence” 2015 in Osnabrück organisiert, dieses Jahr wird er in über zehn deutschen Städten durchgeführt.

Facebook-Veranstaltung
Route

Dresden trauert um erste getötete Radfahrerin 2017 – Ghostbike in Leuben

Am heutigen Donnerstag, genau eine Woche, nachdem in Dresden-Leuben eine 65-jährige Radfahrerin von einem rechtsabbiegenden LKW-Fahrer getötet wurde, wurde an der Unfallstelle Dresdens Ghostbike #5 aufgestellt. In den letzten Tagen hatten bereits Menschen Blumen und Kerzen abgelegt, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen und der Toten zu gedenken.

Ghostbike #5

Stadt will Ghostbike #1 entfernen lassen

Kaum war das Ghostbike #1 an die Kreuzung zurückgekehrt, verkündete Stadtsprecherin Anke Hoffmann, dass die Stadt es „noch diese Woche“ (Anmerkung: bis 2.12.) entfernen lassen wolle, weil es ohne Genehmigung aufgestellt worden sei. Immerhin ein Ortsbeirat (von den „Neustadtgrünen“) zeigte sich angesichts dieser Ankündigung empört und äußerte die Forderung, dass das Ghostbike, welches nicht nur Gedenkstätte sondern auch „Mahnung an alle Verkehrsteilnehmer zu Vorsicht und Rücksichtnahme“ sei, stehen bleiben soll. Andere Personen haben sich kaum öffentlich in die Debatte eingeschaltet oder übernahmen dabei die Argumentation der Stadt, dass es sich um eine genehmigungspflichtige Sondernutzung bzw. nicht um einen Gemeingebrauch des Straßenraums handele.

In Deutschland befinden sich mittlerweile in vielen Städten Ghostbikes: Obwohl die allermeisten höchstwahrscheinlich ohne entsprechende Genehmigungen von Privatpersonen oder von den jeweiligen ADFC Ortsgruppen aufgestellt wurden, ließ sich auf Anhieb kein weiterer Fall finden, in dem ein Ghostbike durch städtische Behörden entfernt worden ist. Ganz im Gegenteil: In Göttingen ist die Polizei offenbar seit 2013 selbst am Aufstellen von Ghostbikes beteiligt. Lediglich außerhalb Deutschlands, nämlich in Wien und Graz wurden 2009 mehrere Ghostbikes entfernt.

Auch wenn sich über die genauen straßenrechtlichen Feinheiten sicher streiten lässt: Dresden wäre nicht Dresden, wenn die Stadt nicht plötzlich ihren großen Diensteifer entdecken und auf die Einhaltung der Regeln pochen würde.

Liebe Stadt Dresden: „Wer nicht an getötete Radfahrer*innen erinnert werden will, muss dafür sorgen, dass dies nicht mehr vorkommt!“ (ADFC München)

Neue Ghostbikes in Dresden

Vor kurzem wurde im Rahmen der Umbaumaßnahmen an der Bautzner Straße / Rothenburger Straße wurde das im Februar aufgestellte Ghostbike vom Straßen- und Tiefbauamt entfernt. Zwischenzeitlich hatte das Amtsgericht Dresden gegen den Fahrer des LKW einen Strafbefehl (Geldstrafe in Höhe von 120 Tagessätzen) wegen fahrlässiger Tötung verhängt. Seit heute steht das Ghostbike wieder an der Kreuzung – und darüber hinaus wurden noch zwei weitere Ghostbikes in Dresden aufgestellt:
#2 für eine 2015 in Seidnitz getötete 16-jährige Radfahrerin
#3 für einen 2014 in Strehlen getöteten 22-jährigen Radfahrer

Ein weiteres Ghostbike für den ebenfalls 2015 in Weixdorf getöteten 13-jährigen Radfahrer wurde bereits vor einiger Zeit aufgestellt.

1. Ghostbike aufgestellt

An der Bautzner Straße / Rothenburger Straße wurde Dresdens erstes Ghostbike aufgestellt.

Presseberichte:
Sächsische Zeitung, Dresdner Neueste Nachrichten