Kaum aus der Sommerpause zurückgekehrt, mussten wir uns bedauerlicherweise wieder mit 2 tödlichen Unfällen in und um Dresden befassen. Beide fallen in die Kategorie, die in Polizei- und Medienberichten gerne als übersehen bezeichnet wird:
Am 23. Juli erwischte es einen 66-jährigen Pedelec-Fahrer in Dresden Kleinpestitz. Ihm wurde an der Kreuzung Kohlenstr./ Innsbrucker Straße von einem rechtsabbiegenden PKW-Fahrer die Vorfahrt genommen. Bei einer Gefahrenbremsung stürzte er, zog sich schwere Verletzungen zu und starb noch an der Unfallstelle.
Ihm ist das Ghostbike #10 gewidmet.
Am 13. September wurde ein 59-jähriger in Heidenau von einem rechtsabbiegenden LKW überrollt. Ein LKW bog aus einer Grundstückseinfahrt nach rechts auf die Güterbahnhofstraße (S172) ab und überrollte den auf dem Fußweg fahrenden Radfahrer. Auch hier verstarb das Unfallopfer noch an der Unfallstelle.
Ihm ist Ghostbike #11 gewidmet.
Auch wenn beide Unfälle auf den ersten Blick recht unterschiedlich wirken, so haben sie doch einige Gemeinsamkeiten:
In beiden Fällen lautet die erste Diagnose, die Fahzeugführer hätten die Radfahrer übersehen. Bei einem sehr langsam von einem Grundstück abbiegenden LKW mit vielen verschiedenen Spiegeln stellt sich dabei die Frage, ob denn überhaupt ausreichend hingesehen wurde. Gleiches gilt für abbiegende PKW, deren Fahrer ab und an vergessen, dass neben ihnen noch andere Verkehrsteilnehmer*innen fahren, die erst mit einem Schulterblick sichtbar werden.
Bei beiden Unfällen ist auch die mangelhafte bzw. gar nicht vorhandene Radinfrastruktur ein Problem:
An der Kohlenstraße gibt es bis kurz vor der Unfallkreuzung weder Rad- noch Fußwege. Die wenigsten Radfahrer*innen fahren dort auf der Fahrbahn, sondern weichen in eine Parallelstraße hinter dem nächsten Wohnblock aus. Diese wird erst wenige Meter vor der Kreuzung wieder als Hochbordradweg an die Kohlenstraße herangeführt. Die mangelnde Präsenz von Radfahrenden im Bereich vor der Kreuzung hilft nicht gerade dabei, KFZ-Fahrer*innen an die Existenz von Fahrrädern zu erinnern. Auch eine Entkopplung von der Ampelphase für Rechtsabbieger könnte hier hilfreich sein.
An der S172 in Heidenau gibt es ebenfalls keine Radverkehrsanlagen. Auf der Staatsstraße gibt es sehr viel Durchgangsverkehr, was das Fahren auf der 2-spurigen Fahrbahn angsteinflößend machen kann. Hier haben Radfahrende die Wahl zwischen häufig engen Überholvorgängen oder dem regelwidriegen Ausweichen auf den Fußweg. Letzteres ist für manche Fahrzeugführer*innen womöglich unerwartet und sie werden nicht wahrgenommen. In dieser Zwickmühle gibt es keine richtige Entscheidung.
Egal ob im konkreten Fall ein besseres Hingucken ein Übersehen hätte verhindern können oder nicht, brauchen wir eine Infrastruktur die die Folgen dessen abfedern kann!
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